„Rare, Forever“ ist keineswegs ein House-Album im klassischen Sinne. Vergeblich sucht man in weiten Teilen des Albums nach den typischen Strukturen, nach markant pulsierendem Bass, Synthesizer Sounds und dem musikalischen Brodeln, welches meist nach knapp einer Minute in tanzbaren Clubhymnen endet. Dazu trägt auch die genreuntypische thematische Tiefe des Albums bei: „Die Auseinandersetzung mit der Seele und die Erforschung des Geistes.“
Den Release und den einhergehenden Enstehungs-Prozess des Albums begleitet Vynehall mit zahlreichen Texten und kunstvollen Artworks auf seiner Instagram-Seite. Auffallend ist dabei die auch auf dem Album-Cover erscheinende Schlange – dazu später mehr. Ähnlich mit Sinnbildern aufgeladen war auch schon das Vorgängeralbum “Nothing Still” Dort widmete er sich im Schreibprozess der Emigrationsgeschichte seiner Großeltern und ihrer Einreise nach New York in den 1960er Jahren in Form eines musikalischen und sehr persönlichen „Romans“. „Rare, Forever“ behält diesen Weg eines konzeptuellen Albums bei. Nach und nach bietet es einem die Möglichkeit, sich auf die Reise einzulassen. Wie bei einem Rausch geht „Rare, Forever“ dabei sehr heimlich vor und ehe man sich versieht, haben die Tracks einen in den Bann gezogen und man findet sich in den herausstechenden Parts vieler Songs wieder.
„Ecce! Ego!“ (Latein, übersetzt: „Sieh! Ich!“) ist hierbei der lockere, sanfte Einstieg in das Album. Ein Track wie eine Einladung, ein netter Smalltalk bevor es losgeht, der Moment, bevor sich auf der Achterbahn der Bügel zum Festhalten schließt. Es folgt bald darauf „Snakeskin – Has Been“ – eine Beschreibung des Wachstums einer Schlange, die ihre alte, leere Hülle hinter sich lässt. Leon Vynehall erlebt den Prozess des Schreibens als eine Art Weiterentwicklung, als Aus-sich-selbst-herauswachsen. Ein sinnstiftender Prozess, der sich auf mehr als Augenblicke vollkommener Ekstase bezieht, wie es bei House oder Techno eher die Regel ist. In dem Song bewegt sich alles unglaublich schnell. Man spürt es in allen Bereichen arbeiten. Es ist, als würde man im Maschinenraum des Körpers sitzen. Alles agiert und reagiert aufeinander. Man hört förmlich den Dampf der pulsierenden Maschine, von der man umgeben wird.